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Die Schachclubs in Hamburg 1819 und 1830

1847 schreibt Tassilo von Heydebrand und der Lasa in der Schachzeitung

Tassilo von Heydebrand und der Lasa 1894
Tassilo von Heydebrand und der Lasa 1894


Das Schachspiel in Hamburg und Altona

"Kurz nach dem furchtbaren Brande Hamburgs, so wie in den letzten Tagen des jüngst verflossenen Jahres, hatte ich auf der Durchreise Gelegenheit, die persönliche Bekanntschaft einiger Freunde unseres edlen Spiels in Hamburg und Altona zu machen. Es gereicht mir jetzt zur besonderen Freude, der überaus freundlichen Aufnahme, welche mir jene Herren bereiteten, und ihrer ungewöhnlichen Stärke im Schach öffentlich zu gedenken. Beide Male befand ich mich jedoch in dem Falle, meinen Aufenthalt nicht über ein paar Tage verlängern zu können, so dass es für mich nicht möglich war, eine ganz vollständige Kenntnis von den dortigen Verhältnissen zu gewinnen. Mögen daher die damit näher Bekannten mein, vielleicht in mancher Beziehung noch ungenaues Referat mit Nachsicht betrachten, und sich veranlasst sehen, die Lücken desselben zu ergänzen.

In Hamburg bestehen zwei Schachgesellschaften, deren ältere 1819 gegründet wurde und gegenwärtig 8 Mitglieder zählt. Es wird darin fast ausschließlich Schach à quatre gespielt. Der Club versammelt sich jeden Donnerstag Abend 6 Uhr bei einem der Mitglieder und geht nach alphabetischer Ordnung um. Wer nach 6½ oder nach 7 Uhr kommt, bezahlt ein kleines oder größeres Strafgeld, wer aber ganz ausbleibt, zahlt ein noch höheres. Ebenso werden für verlorene Partien kleine Strafgelder eingezogen. Für die auf diese Art zusammengekommene Summe wird jährlich eine Landpartie vom Club gemacht. Der größere Schachclub, an welchem auch mehrere ausgezeichnete Schachfreunde Altona's beteiligt sind, besteht seit 1830. Dieser Verein, welcher vor einiger Zeit eine Regeneration erlebt hat, umfasst gegenwärtig zwischen 60 und 70 Mitglieder. Dieselben versammeln sich zweimal in der Woche, am Mittwoch und Sonnabend, im Rheinischen Hofe, ABC-Straße Nr. 56, als geschlossene Gesellschaft. Ich kann unter den Mitgliedern die mir persönlich bekannten Herren: Feill, Hartmann, Hoffmann, John, Schmeichel, Schuback, als eben so viele Spieler von Gewicht aufzählen, ohne jedoch damit die Zahl der hervorragenden Talente auf jene Namen beschränken zu wollen. Vielmehr würden, schon abgesehen von dem Schachclub, jedenfalls noch die Herren Petersen und Brede in Altona, so wie Henderson und Krüger nicht unerwähnt bleiben dürfen: Von diesen ist Herr Brede, der Herausgeber des Schachalmanachs, dem Schachpublikum, insbesondere durch seine Endspiele, wohl bekannt, und Herr Krüger, so wie namentlich Herr Henderson, gehören zu den stärksten Spielern Hamburgs. Leider fehlte es mir an Zeit, mit dem ersteren (Herrn Krüger) mehr als eine, durch ein Versehen entschiedene Partie zu spielen. Mit Herrn Henderson aber, einem erst kürzlich herübergekommenen Engländer, hatte ich das Vergnügen, nach zwei Spielen ohne Vorgabe, noch 5 Partien, in denen ich Bauer und 2 Züge vorgab, zu machen. Er weiß bei dieser Art des Spieles, in welcher er sich früher öfters und nicht ohne Vorteil gegen Herrn Staunton versucht hat, den Angriff sehr gut auszuführen. Daher vermochte ich hier nur ein Spiel gegen zwei zu gewinnen und ein anderes unentschieden zu halten. Eine Partie, in welcher Herr Henderson, wie ich glaubte, aber noch im Vorteile war, blieb unvollendet. Es steht zu hoffen, dass dieser ausgezeichnete Gast, welcher auch durch seine einnehmende Persönlichkeit den Schachfreunden sehr wert geworden ist, seinen Aufenthalt in Deutschland auf einige Jahre ausdehnen wird. Bei meiner ersten Anwesenheit, 1842, besaß der Club noch zwei Spieler von allgemeinem Rufe, die Herren Popert und Horwitz. Der erste, von dem ich eine pikante Partie gegen De la Bourdonnais in Bilguer's Handbuch, S. 367, aufgenommen habe, hatte sich lange in England mit den besten Spielern rühmlichst gemessen, und brachte erst wieder die letzten Jahre seines Lebens, jedoch stets leidend, in Hamburg zu, wo er allein Herrn Horwitz nachzustehen schien. Dieser ist in den Blättern der gegenwärtigen Zeitschrift schon öfters erwähnt worden, so dass ich nicht zu wiederholen brauche, wie er sich jetzt zu den ersten Spielern London's gesellt hat. Er gehört übrigens auch noch dem Hamburger Verein als Ehrenmitglied an.

Die Schachgesellschaft hat nun seit ihrer Gründung die bedeutenden Kräfte ihrer Mitglieder nicht bloß zu friedlichen Kämpfen im Innern verwendet, sondern hat ihnen auch, und zwar mit entschiedener Auszeichnung, außerhalb durch eine Reihe von sechs Korrespondenz-Partien Geltung zu verschaffen gewusst. Zunächst wurden zwei Spiele mit Kiel unternommen, wo sich damals Herr Silberschmidt aufhielt. Es gelang diesem Meister indes nur, die eine Partie unentschieden zu machen, während er gegen den Anzug verlor. Ebenso günstig war für Hamburg der Ausgang von zwei anderen Spielen, welche gegen den älteren Berliner Club 1833 bis 1836 geführt wurden und deren Leitung in Berlin ausschließlich dem verstorbenen, genialen Mendheim übertragen war. Endlich, in einem Kampfe gegen Breslau, blieb auf jeder Seite den Anziehenden der Sieg. Eigentümlich für diese Korrespondenzpartien ist, dass die Hälfte derselben, in welchen Hamburg anzog, mit freier Rochade und passare battaglia der Bauern, also nach italienischer Weise, gespielt wurde. Es hatte nämlich in Hamburg, etwa seit dem Jahre 1820, die unbeschränkte Rochade Eingang gefunden, und durch die Verbreitung der Moselerschen Übersetzung des Ponziani noch mehr Anhänger erhalten. In neuester Zeit ist man aber durch besonderen Beschluss des großen Clubs zu der im übrigen Deutschland üblichen Spielart zurückgekehrt. Es ist daher auch diese bei meinen, oben erwähnten Spielen gegen die Herren Schmeichel, Henderson und Krüger befolgt worden. Diese Partien können jedoch, wie ich nicht unbemerkt lassen darf, keinen ganz richtigen Begriff von der wirklichen Stärke ihrer Urheber geben, da sie nicht durchgehend mit der Aufmerksamkeit gespielt wurden, wie sie der Leser zu erwarten gewohnt sein mag. Namentlich trifft dies auch das Spiel des Herrn Schmeichel, welcher früher auch mit W. Lewis viel gespielt hat und ihm an Stärke ziemlich nahe kam, jetzt aber, wegen geschwächter Gesundheit, das Schach fast aufgeben muss. Er gehört zu den theoretisch gebildeten Spielern und hatte sich auch mit dem Sammeln und Erfinden von Endspielen beschäftigt. Seine Probleme, nebst einer ziemlich ansehnlichen Schachbibliothek und einem unersetzbaren Kunstwerke, sind aber beim großen Brande zu Grunde gegangen. Jenes Kunstwerk bestand in einem prachtvoll, ganz aus Bernstein gearbeitetem Brette, welches einst im Besitze August des Starken von Polen gewesen war, und nach dem Alter des Brettes und der kunstvollen Ausführung der zahlreichen darauf angebrachten Medaillons, welche Gegenstände der griechischen Mythologie oder Jagdstücke darstellten, zu urteilen, nur von Albrecht Dürer verfertigt sein konnte. Man schätzte den Wert auf einige tausend Taler, es existiert jetzt von dem Brette aber noch eine Zeichnung, welche ein Gelehrter aus Göttingen früher davon bei Herrn Schmeichel entworfen hatte.

Vor einiger Zeit wurde dem Club in Hamburg eine neue Proposition zu einer Korrespondenzpartie mit Lübeck, wo gerade die Partie gegen Leipzig beendet war, gemacht. Die Aufforderung wurde zwar vom Club nicht angenommen, es erklärten sich aber einige Mitglieder desselben zur Übernahme der Partie bereit. So kam zwischen drei Spielern in Hamburg, den Herren Henderson, Hoffmann und Krüger, privatim eine Korrespondenzpartie mit zwei auswärtigen Schachfreunden in Gang, deren Anfang unter No. LVII der gespielten Partien zu finden ist. Die Züge der Hamburger Spieler werden stets durch "die Nachrichten", diejenigen ihrer ungenannten Gegner aber zunächst brieflich mitgeteilt.

Außerhalb des großen Schachclubs, in welchem sich, wie schon bemerkt, die Spieler nur an zwei Abenden in der Woche versammeln, findet man nach Tisch gewöhnlich einige Partien in einem Café, Pavillon genannt, an der Straße nach Altona und alle Abende im Café Bellevue. Auch in den meisten anderen, sehr zahlreichen Caféhäusern sieht man gelegentlich eine Partie, so dass man im Allgemeinen sagen kann, dass unser Spiel in Hamburg fleißig geübt wird. Dasselbe gilt natürlich auch von dem benachbarten Altona, wo früher noch außerdem in einem Privatzirkel regelmäßige Zusammenkünfte der besseren Spieler statthatten. Diese Vereinigungen haben aber wegen des kürzlich (am letzten 22. Januar) leider eingetretenen Ablebens ihres gastfreien Patrons, des Legationsrates Bekelmann, wenigsten in dem bisherigen Lokal abgebrochen werden müssen."

 

Schachclubs in Leipzig 1840

Hermann Hirschbach (* 29. Februar 1812 in Berlin; † 19. Mai 1888 in Gohlis bei Leipzig) Komponist, Musikkritiker, Schachautor
Herrmann Hirschbach (* 29. Februar 1812 in Berlin; † 19. Mai 1888 in Gohlis bei Leipzig) Komponist, Musikkritiker, Schachautor

Herrmann Hirschbach schreibt 1846 in der Deutschen Schachzeitung S. 185 ff:

"Wer um 1840 zur Mittagszeit in das Leipziger Café national trat, verwunderte sich über die Menge eifriger Schachspieler. Die Quantität ersetzte die Qualität. Besonders fiel ein Mann mittleren Alters, mit roten Haaren und von krankem Aussehen auf, welcher den ganzen Nachmittag auf dem Kampfplatze war, und mit jedem Gegner eine Lanze brach. Das wahre Bild eines leidenschaftlichen Schachspielers, ebenso hitzig beim Gewinn wie beim Verlust. Namentlich hasste er jeden Abtausch der Figuren und verlangte, dass der Gegner seine Offiziere sich geduldig auf den Hals kommen ließ. Ging der Feind nicht darauf ein, so warf er zuweilen die Partie zusammen und rief hitzig aus, er spiele nicht um zu gewinnen! –

Eines anderen Spielers entsinne ich mich, der nie einen anderen Auszug tat, als Damenbauer zwei Schritte, aber ohne irgend etwas von der Theorie des Schachspiels zu wissen. Überhaupt hatte man ganz sonderbare Schachansichten, obgleich einige unverkennbare Talente darunter waren, die aber nicht studieren wollten. Herr W. war der Einzige, welcher Theorie getrieben hatte und stand deswegen ganz vereinzelt. Außer diesen zahlreichen Verehrern des Schachspiels, versammelte sich noch im Café Français zweimal wöchentlich eine andere Schachgesellschaft. Beide verschmolzen um 1842 zu der Schachgesellschaft zum Guttenberg. Es herrschte damals viel Leben dort und da der größte Teil der Mitglieder aus Männern höherer Bildung bestand, so entstanden sehr angenehme Zusammenkünfte, welche gesetzlich zweimal wöchentlich, in der Tat aber auch mittäglich stattfanden ...

1846 wird in Leipzig am meisten im Museum Schach gespielt. Man findet da alle Abend Partien, wenn auch meist nur mittelmäßige. Wir spielen dort nie ohne einen Einsatz, wodurch wir uns der üblen, sogenannten noblen Sitte des Umsonst-Spielens entschieden widersetzen."

Anmerkung: Die obigen Textauszüge wurden von mir für diesen Beitrag leicht überarbeitet.

 

Max Lange (* 7. August 1832 in Magdeburg; † 8. Dezember 1899 in Leipzig) Schachspieler, Schachfunktioär, Autor und Verleger
Max Lange (* 7. August 1832 in Magdeburg; † 8. Dezember 1899 in Leipzig) Schachspieler, Schachfunktionär, Autor und Verleger

1849 schreibt Max Lange in seiner Magdeburger Schachzeitung: "Unter den übrigen deutschen Städten ist es vorzugsweise Leipzig, das an guten und starken Schachspielern reich ist. Die stärksten Spieler kommen im Museum und im preußischen Hofe zusammen. Vor einigen Monaten hat sich ein neuer, junger Schachverein gebildet, welchen unter dem Namen Augustea im Café Fiedler seine Zusammenkünfte hält. Als stärkste Spieler zeichnen sich in Leipzig die Herren H. Hirschbach und Graf Vitzthum v. Eckstein aus."
 

Herrmann Hirschbach: Wissenschaftliches Schach – Schändung des Geistes im Kaffeehaus

"Auf meiner letzten Alpenreise war ich genötigt, einige Tage länger in der kleinen Hauptstadt J. in T. zu weilen, als ich mir vorgesetzt hatte. Desto amüsanter war es mir, in dem dortigen angenehmen Kaffeehause eine Masse von Schachbrettern neben den vielen Dominospielen anzutreffen, und ich unterließ nicht, mich nachmittags wieder einzufinden, um nicht das Schachspiel, denn damit ist es an den wenigsten Orten weit her, sondern die Schachspieler zu beobachten. Meine geringen Erwartungen wurden denn auch nicht übertroffen. Außer einem Einzigen, der nicht ohne Kenntnisse spielte, konnte man dem Spiele der Übrigen nur eine ergötzliche Seite abgewinnen. Man weiß, dass es unter den Schachspielern viele Originale gibt; der im Grunde nur auf Übervorteilung des Andern beruhenden Geschicklichkeit eine ansprechende und künstlerische äußere Form zu geben, scheint nur eben den wissenschaftlichen Schachspielern vorbehalten zu sein.

Die Gesellschaft, welche ich zu beobachten Gelegenheit hatte, bestand, wie meistens, aus Zuschauern und Spielern; denn es gibt eine Masse Leute, die, selbst zwar schwach, dass sie lieber gar nicht spielen, doch mit vielem Eifer zusehen, und über jeden Zug ihre Glossen machen. Hier waren die Zuschauenden, wie meist, mehr als der Spielenden. Unter ihnen fiel mir ein Hofrat auf, der für einen großen Kenner zu gelten schien, mit welchem Recht weiß ich nicht. Von den Spielenden war mir am interessantesten ein General, der seine Figuren mit militärischer Hitze ins Treffen führte, immer ungeduldig und aufbrausend, nichts überlegend, während sein Gegner, ohne Talent und Kenntnisse, durch bloßes Nichtstun gewann. Diese beiden Personen und ihr Spiel gewährten ein sehr humoristisches Bild. Die heftigen Ausrufungen, die Selbstvorwürfe des Militärs, die zuletzt aber immer darin eine Entschuldigung fanden: ohne diesen oder jenen Fehler seinerseits hätte er die Partie gewinnen müssen, und die eifrigen Kontroversen, die sich darauf entspannen, mussten, wie das fast unglaubliche Spiel selbst, die größte Erheiterung gewähren, und ich habe selten so ergötzliche Stunden verbracht, wie an diesen Nachmittagen. Dass es an dem bei hitzigen Spielern unerlässlichen Klappern mit den Figuren auf den Tisch nicht fehlte, versteht sich von selbst.

Neben diesen prachtvollen Individualitäten zog meine Aufmerksamkeit ein Baron auf sich, der noch viel schwächer als jene, sobald sein Spiel schlecht stand, regelmäßig zu einer sehr spaßhaften List seine Zuflucht nahm. Hatte nämlich sein König zu gehen, so rückte er denselben vorschriftsmäßig einen Schritt, fasste ihn aber mit den Worten: "Erlauben Sie, ich will lieber hierhin gehen," gleich wieder an und rückte ihn von der Stelle, wo er schon hingezogen war, noch einen Schritt weiter. Niemand schien es zu bemerken. Sein Gegner tat gewöhnlich weiter nichts, als seine Steine herausziehen und mit ihnen hin und her wandern. Er mochte glauben, dass dieses der sichere Weg sei, nicht zu Schaden zu kommen.

Ein paar andere Spieler waren dagegen fürchterlich. Über jeden Zug wurde so lange gesonnen, dass selbst St. Amant und Staunton in ihren Schachkämpfen nicht mehr gegrübelt haben können. Nie grenzten Heiterkeit und Schrecken so nahe aneinander, als in dieser Schachgesellschaft. Den Gegensatz bildete ein anderer Spieler, der in der Stunde seine 3 bis 4 Partien vollkommen fertig brachte, und der vorzüglich darauf ausging, seinem Gegner Schach versetzen zu können.

Zuletzt wurde ich selbst gefragt, ob ich Schach spielte, aber von einem gleichfalls Fremden. Ich bejahte es, da ich nichts Besseres zu tun hatte. Die erste Partie war zu Ende. Aber was erlebte ich jetzt? – Als ich meinen Gegner beim Wiederaufstellen seiner Figuren darauf aufmerksam machte, dass er König und Dame auf falsche Felder gesetzt hätte, bestritt er es, und behauptete, der schwarze König müsse auf einem schwarzen Felde usw. stehen. Vergebens wandte ich seine in der vorigen Partie richtige Aufstellung ein, und ich warf endlich die Figuren lachend weg. Unglaublich, aber wahr! – Doch die wissenschaftlichen Schachspieler wissen, wie schlimm es mit unserer Kunst steht. Von hundert Spielern haben nicht zehn einen irgend richtigen Begriff davon, und was man in den Kaffeehäusern von Schachspiel sieht, ist wahre Schändung des menschlichen Geistes."

Quelle: Deutsche Schachzeitung 1846, S. 66
 

Schach in Dresden

Herrmann Hirschbach berichtet in der Deutschen Schachzeitung 1847:

"Ein Schachfreund, der neulich Dresden besuchte, erzählte uns Rühmliches von einigen dortigen Schachspielern. Während sich die Leipziger Schachgesellschaft zum Guttenberg 1847 gänzlich aufgelöst hat und die besseren Spieler nur noch im Museum zusammentreffen, hat sich in Dresden eine kleine freie Schachgemeinde gebildet, welche sich im Café national in einem besonderen Zimmer versammelt. Als beste Spieler rühmte unser Berichterstatter Herrn Assessor Weber und Herrn Advokat Brunner."

 

Im Schachclub und Das Blindlingsspiel Die Gartenlaube 1886
"Im Schachclub" und "Das Blindlingsspiel" aus dem Familienblatt Die Gartenlaube 1886



Schach in Aachen

1849 beschreibt Alexander Ferdinand von der Goltz (1819 - 1858) in der Berliner Schachzeitung unter der Überschrift "Schachleben am Rheine" seine Suche nach geeigneten Schachgegnern und wird schließlich in der Stadt Aachen fündig. Er schreibt:

"Den meisten Eifer für das Schach habe ich aber in Aachen gefunden, wo in dem Café Litteraire, (der Redoute, dem ehemaligen Tummelplatz des Hazardspieles, gegenüber) beinahe täglich mehrere Schachspieler anzutreffen sind. Vor allen nenne ich hier den Herausgeber des kleinen Werkchens "Matts aus dem Schachspiele", den Herrn von Oliva, Doktor der Rechte, einen jetzt schon ziemlich bejahrten Mann, welcher den schon aus früheren Jahren herstammenden Ruhm des ersten Schachspielers von Aachen behauptet. Wohl bewandert in den Anfängen, namentlich der Springerspiele, wenngleich nicht so stark in den Königs-Gambiten, ist der freundliche alte Herr ein tüchtiger Kämpe, der noch viel größeren Erfolg haben würde, wenn er nicht selbst sich häufig und zwar mit Recht den Vorwurf machte, dass er noch zu heißblütig und zu schnell mit dem Zuge bei der Hand sei."

 

Verzeichnis deutscher Schach-Vereine und deren Lokalitäten

zusammengestellt aus der Neuen Berliner Schachzeitung von 1864

Stadt Ort Termine Vorsitz
Aachen Café litéraire bei Darcke   Ed. Scheibler
Ansbach Strassberger's Local   Rechn.-Comm. Roth
Bautzen Gasthaus zur Weintraube   Reg.-R. v. Kiesewetter
Berlin Schachges. Josty's Local,
Bendlerstr.
Montags u. Donnerstags Justizrat Wollner
Berlin Club des
Gewerbe-Instituts
Streich's Local,
Neue Friedrichstr. 44
Montags u. Donnerstags Stud. chem. Cordel
Breslau Ges. Concordia bei Oppler am Ringe Täglich Prof. Anderssen
Buchholz Annaberg Ratskeller   Bürgermeister Heppe
Coburg Café Meier Sonnabends Oberl. a. D. Donauer
Crefeld Café Leyckes Sonnabends Rich. Lichtenscheidt
Doebeln Ratskeller   Bankier Schwabe
Freiberg in Sachsen Kaempf's Restauration   Prof. Junge
Giessen Café Ebel   Ger.Access. O. Weidig
Görlitz Held's Restauration Montags.
Mittwochs u. Freitags
Diaconus Hergesell
Halle Stadtschiess-
graben
  Amtmann Rudolphi
Hannover Leinstrasse 31   Pastor Hüser
Harburg Krämer's Gasthof   Auditeur Dr. Witte
Insterburg Deutsches Haus Dienstags u. Freitags Appell.-Ger.-R. Wild
Iserlohn Hotel Quincke Freitags Justizrat Nohl
Leer Conditorei v. Nicola Högel Mittwochs Buchhandlung
Deichmann
Leipzig Schumann, Reichsstr. 35 Dienstags u. Freitags Dr. Ploss
München Café Frauenhofer,
Thiereckgasse
  Gen.-Major v. Buz
Neubrandenb.     Lehrer Jacoby
Nordhausen Im Erbprinzen   Dornstein
Potsdam Mühlenbergs-
grotte
Mittwochs Geh. Regist. Gärtner
Schwerin      J.-R. Dr. Schliemann
Speyer Café Schwesinger   Moritz Cohn
Stralsund Bei S. Bremer   Raddas
Thorn Tichauer's Bierhalle Mittwochs Oberlehrer Dr. Hirsch
Triest Club d. Gehilf. dt. Buchhdl.
im Café dei libraji
  Heyn
Wien Stadt Bräumerstr. 9   Major Ritter v.
Haymmerle
Zittau Gasth. zum schwarzen Bären Freitags Musiklehrer Stohr

 

Bitte lesen Sie auch den Bericht des Berliner Schachmeisters Jean Dufresne auf meiner Seite Jean Dufresne und die Schachmeister

 

Schauen Sie bitte auch meine Seite Zur Geschichte der Schachcafés

 

und meine Seite Schachclubs und Schachcafés in Berlin

 

und meine Seite Das Schachspiel im Café de la Régence in Paris

 

Zusammenstellung und Fotos von Elke Rehder, im Juni 2018

 

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