Schach in Zeitungen in den USA vor 1861

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Schachspalten in US-amerikanischen Zeitungen vor 1861

In der von der Berliner Schachgesellschaft gegründeten Schachzeitung erschien im sechzehnten Jahrgang 1861, herausgegeben von M. Lange, B. Suhle und P. Hirschfeld, im Verlag von Veit & Comp. in Leipzig die Übersicht "Amerika's periodische Schachpresse". In meinem 2014 erschienenen Buch Schach in Zeitungen des 19. Jahrhunderts habe ich auf den Seiten 270 und 284–286 die wesentlichen US-amerikanischen Zeitungen und Magazine bereits genannt und beschrieben; siehe: Elke Rehder: Schach in Zeitungen des 19. Jahrhunderts. 210 Schachaufgaben und 200 Bilder. Homburg, EDITION JUNG, 2014. 340 S., Format DIN A5, kartoniert. Buchpreis  29,80 EUR  ISBN 978-3-933648-54-9

Der Beitrag "Amerika's periodische Schachpresse" erschien in der Schachzeitung im August 1861 auf den Seiten (241) bis 246. Als Verfasserangabe wurde "E. Quellmalz" genannt. Die dortige Übersicht zählt 87 periodische Zeitschriften mit einer Rubrik zum Schach auf, die in den USA bis Mai 1861 erschienenen sind. Die Übersicht erschien ursprünglich in der letzten Ausgabe des amerikanischen Schachmagazins The Chess Monthly im Mai 1861. Diese englischsprachige Veröffentlichung können Sie auf meiner folgenden Seite lesen The Chess Monthly, May 1861

Die Übersetzung des Textes für die Berliner Schachzeitung im August 1861 erfolgte durch Emil Quellmalz (* 12. Febr. 1843 in Leipzig, † 30. Juli 1906 in Dresden). Quellmalz war Kaufmann und Bankier. 1874 gründete er das Bankhaus Quellmalz & Adler in Dresden, welches der Sächsischen Bankgesellschaft AG angegliedert wurde. 1894 wurde die alte Firma liquidiert und in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt. Emil Quellmalz war auch in mehreren Aufsichtsräten großer Aktiengesellschaften aktiv.

Hier folgt nun der Text von Emil Quellmalz aus der Berliner Schachzeitung von August 1861, welcher von mir in die aktuelle Rechtschreibung übertragen und mit einigen Anmerkungen versehen wurde. Die nachfolgende Einleitung unterscheidet sich inhaltlich von der englischsprachigen in The Chess Monthly:

Amerika's periodische Schachpresse.

"Der Schachautor, welcher künftig eine Literatur seines Spieles abfassen will, muss sich weit umständlicher auf periodische Zeitschriften einlassen, als dies seine Vorgänger getan haben. Als Nachfolger Anton Schmid's, wird er die von Letzterem, in dem mehr als 400 Seiten starken Werke über die Literatur des Schach, angeführten fünf Journale, welche regelmäßig einen Teil ihrer Spalten dem edlen Spiele widmen, um eine bedeutende Anzahl vermehren müssen.
[Anm.: Gemeint ist der österreichische Musikwissenschaftler Anton Franz Schmid (* 30. Jan. 1787 in Pihl, heute: Nový Bor in der Tschechischen Republik; † 3. Juli 1857 in Salzburg). Er war Herausgeber der 1847 erschienenen Schachbibliografie Tschaturangavidjâ, Litteratur des Schachspiels. Gesammelt, geordnet und mit Anmerkungen herausgegeben von Anton Schmid, Custos der k. k. Hofbibliothek. Wien: Carl Gerold. 1847. X, 402 S.]

Noch ist es nicht allzu lange her, dass die Schachdiagramme mit ihren Kronen, Rossköpfen und Türmen, mit ihren erklärenden Lettern und Zahlen: die einer früheren Generation so seltsam erschienen, in den Spalten der Journale aufzutreten begannen. Wir glauben, dass die erste Schachkolumne im Jahre 1823 in der London Lancet errichtet wurde und zwar erregte diese neue, noch nie da gewesene Spalte damals keineswegs so großes Auffallen, als man vielleicht zuvor hätte vermuten sollen.

Die zweite Schachkolumne erschien 1828 in der Berliner Staffette, und dieser folgte im Jahre 1834 die wohlbekannte Spalte von Bell's Life in London, welche noch jetzt besteht und zwar unter der Leitung ihres Gründers, des exzentrischen George Walker.

Weitere Andeutungen über die gegenwärtig bestehenden Schachspalten finden sich teils hier und da zerstreut in der Schachzeitung, teils in passender, wenn auch nicht völlig erschöpfender Sammlung an einigen Stellen der Schach-Skizze Paul Morphy. Aus letzterer ersehen wir auch, dass die transatlantischen Zeitblätter unserem edlen Spiele viel williger und umfangreicher sich erschlossen haben, als die mannigfaltig illustrierten Journale der alten Welt.
[Anm.: Quellmalz meint hier sicherlich das von den Autoren Max Lange und Ernst Falkbeer 1860 bei J. H. Starie in London erschienene Buch mit dem Titel Paul Morphy, a sketch from the Chess World.]

Kürzlich hat nun die Amerikanische Monatsschrift über das Schach eine ebenso gründliche, wie ausführliche Zusammenstellung aller der Blätter ihres Landes gebracht, welche das Schach mehr oder weniger reichhaltig und dauernd rezipiert haben.

Wir ersehen daraus, dass im Ganzen 87 Zeitungen unserem Spiele, wenn auch nur vorübergehend, Interesse schenkten. Gegenwärtig sind es freilich nur noch ungefähr elf, die fortgesetzt eine Spalte über das Schach bringen; es sind dies folgende:

1. The Albion, New York City; erschien zuerst vom 4. Nov. 1848 bis 15. März 1856 unter der Redaktion von C. H. Stanley, und wird seitdem von F. Perrin redigiert. (Diese und folgende Notizen betreffen nur die Schachspalte.)

Anm.: The Albion, or, British, colonial, and foreign weekly gazette. New York (1822–1856). Schachspalte vom 4. Nov. 1848 bis 15. März 1856. Die Redaktion der Schachrubrik übernahmen in Folge: Charles Henry Stanley (* 1819 in Brighton; † 1901 in New York City), Frederick Perrin (* 1815 in London; † 1889 in New York City), George Henry Mackenzie, Perrin (nochmals), Mackenzie (nochmals). George Henry Mackenzie (* 1837 in Schottland; † 1891 in New York City) war ein amerikanischer Schachmeister schottischer Abstammung. 1862 gewann er in London gegen Adolf Anderssen (der den Bauer f7 vorgab). 1863 emigrierte Mackenzie in die Vereinigten Staaten und kämpfte dort im Sezessionskrieg. 1865 wurde er Berufsspieler in New York City und bester Schachmeister, da sich Paul Morphy inzwischen vom Schach zurückgezogen hatte. 1887 gewann er in Frankfurt am Main den Kongress des Deutschen Schachbundes.

George Henry Mackenzie (*24. März 1837 in Schottland; † 14. April 1891 in New York City) war ein amerikanischer Schachmeister schottischer Abstammung.
Schachspieler George Henry Mackenzie (1837–1891)

2. The New York Clipper; bringt seit dem 30. Juni 1855 regelmäßig eine Spalte, aber schon das Jahr zuvor brachte es gelegentlich Partien und Nachrichten, die hauptsächlich Bell's Life entlehnt waren. Bis zum 16. Aug. 1856 von Napoléon Marache redigiert, seitdem von M. J. Hazeltine fortgesetzt.

Miron James Hazeltine 1824 – 1907 USA
Miron James Hazeltine (1824–1907)

Anm.: New York Clipper (späterer Titel: The Clipper) wurde seit 1853 wöchentlich von dem New Yorker Verleger Frank Queen herausgegeben. Die Zeitung erschien bis 1924. Die Themen waren Zirkus, Theater, Musik, Tanz, Natur und Sport. Es gab zahlreiche Beiträge über Baseball, Billard, Bowling und Schach. Vom 30. Juni 1855 bis 16. Aug. 1856 wurde die Schachspalte von Napoleon Marache redigiert und danach bis ca. 1873 von Miron James Hazeltine (* 13. Nov. 1824; † 24. Febr. 1907 in Thornton, New Hampshire, USA) fortgesetzt. Hazeltine ist Herausgeber des Buches Brevity and Brilliancy in Chess. A Collection of Games ... New York: D. Appleton & Co., 1866.

 Napoleon Marache 1818 - 1875 , Frank Leslie's Problemschach
Napoleon Marache (1818–1875)

3. Frank Leslie’s Illustrated Newspaper, New York City; eröffnet den 15. Dez. 1855 und nach einander von W. J. A. Fuller, W. W. Montgomery, N. Marache und Thomas Frere redigiert.

Anm.: Frank Leslie's Illustrated Newspaper erschien wöchentlich von 1855 bis 1891. Danach bis 1894 als Frank Leslie's Illustrated Weekly. Danach bis 1901 als Leslie's Illustrated Weekly. Danach bis 1921 als Leslie's Illustrated Weekly Newspaper. Die Schachspalten wurden ab 15. Dez. 1855 nacheinander redigiert von William James Appleton Fuller (1822 Boston – 1889), Judge William Watts Montgomery (1827–1897), Napoleon Marache und Thomas Frère (1820–1900), der auch Mitorganisator des 1st American Chess Congress im Jahre 1857 war.
 
Napoleon Marache (* 15. Juni 1818 in Meaux, Frankreich; † 11. Mai 1875 in New York) wanderte im Alter von 12 Jahren nach New York aus. 1844 begann er mit dem Schachspielen, komponierte Schachprobleme und stieg zum seinerzeit bekanntesten Schachjournalisten in den Vereinigten Staaten von Amerika auf. Er entwickelte sich zu einem starken Schachspieler. 1857 verlor er gegen Paul Morphy in einem grandiosen Schachkampf. 1866 veröffentlichte er sein Schachhandbuch Marache's Manual of Chess, eines der ersten Schachbücher in den Vereinigten Staaten.

Schachkomponist Samuel Loyd, * 30. Januar 1841 in Philadelphia USA; † 10. April 1911 in New York
Samuel Loyd, * 30. Januar 1841 in Philadelphia USA; † 10. April 1911 in New York

1859 brachte das Blatt die Nachricht, dass William O. Fiske das Musikstück "Caissa, a Fantaisie" komponiert hat, welches dem berühmten Problemkomponisten Samuel Loyd gewidmet ist. William Orville Fiske (1835–1909) war Musiker und Komponist und der jüngere Bruder von Daniel Willard Fiske (1831–1904), der von 1857 bis 1861 zusammen mit Paul Morphy die Schachzeitung The Chess Monthly herausgab
Ab 23. Nov. 1861 musste die Schachspalte eingestellt werden, weil für die Berichterstattung und die Illustrationen über den Sezessionskrieg 1861–1865 mehr Platz in der Zeitung benötigt wurde.

4. Porter's Spirit of the Times, New York City; seit dem 6. Dez. 1856 unter der auf einander folgenden Redaktion von W. W. Fosdick, C. H. Stanley, M. J. Hazeltine, C. H. Stanley (nochmals), N. Marache, F. H. Norton und "the Scissors".

William Whiteman Fosdick,1825–1862 in Cincinnati, Ohio, war Rechtsanwalt und Poet
William Whiteman Fosdick (1825–1862) in Cincinnati, Ohio, war Rechtsanwalt und Poet

Anm. zu "the Scissors". "Scissors" = "Schere". Beispiel: Ein Schachdiagramm wird aus einer Zeitung mit der Schere ausgeschnitten und in eine andere Zeitung eingefügt. Heutzutage benutzt man dazu keine mechanische Schere, sondern im elektronischen Verfahren das PC-Keyboard mit der Funktion "copy and paste" mittels der Tasten STRG+C (Kopieren) und STRG+V (Einfügen) bzw. (Ctrl-C, Ctrl-V). Das Cambridge Dictionary führt dazu aus: "If something such as a piece of writing is a scissors and paste job, it is not original, but is made up from parts of other people's work." Emil Quellmalz hatte 1861 bei seiner Übersetzung wohl nicht gewusst, dass mit "the Scissors" Redakteure gemeint sind, welche Beiträge aus anderen Publikationen kopieren.

Anm. zu Spirit of the Times. Die New Yorker Wochenzeitung wurde 1831 von William Trotter Porter (* 24. Dez. 1809, † 19. Juli 1858) gegründet. Porter war ein amerikanischer Journalist und Zeitungsverleger. Die Schachspalte wurde ab 1. März 1845 von Charles Henry Stanley (* Sept. 1819 in Brighton, England; † 6. Oktober 1901 in New York City) betreut.

Charles Henry Stanley siegte 1850 in Washington gegen John Spencer Turner. Beobachter ist  J. J. Löwenthal)
Charles Henry Stanley (links) siegte 1850 in Washington gegen John Spencer Turner. Der Beobachter im Hintergrund ist Johann Jacob Löwenthal.

Charles Henry Stanley war ein in England geborener und überwiegend in den USA lebender Schachmeister und Schachautor. Er besiegte 1845 Eugene Rousseau in New Orleans und holte sich damit den Titel. 1846 und 1847 gab Stanley in New York die erste amerikanische Schachzeitschrift heraus unter dem Titel The American Chess Magazine : Periodical Organ of Communication for American Chess-Players […] Hrsg. v. Charles H. Stanley, Honorary Secretary of the New York Chess Club. New York: R. Martin, London: Wiley & Putnam 1847. 1855 organisierte er das erste Welt-Schachproblem-Turnier. 1857 verlor Stanley nach 12 Jahren seinen Titel als Champion an den überragenden Paul Morphy. 1860 reiste Stanley für einige Jahre nach England zurück. Beim Dritten Britischen Schachkongress in Cambridge erreichte er 1860 den 2. Platz. Bis 1862 redigierte er die Schachspalte im Manchester Express und im Manchester Guardian, bevor er wieder in die USA zurückkehrte.

William T. Porter, 1809-1858, Spirit of the Times
William T. Porter (1809–1858) Gründer der Zeitung "Spirit of the Times"


Die Fortsetzung der Schachspalte erfolgte dann ab 1856 in Porter's Spirit of the Times. Diese Sportzeitung wurde 1856 von George Wilkes gegründet (siehe hierzu auch die Nr. 7. Wilkes' Spirit of the Times). Wilkes beschäftigte William T. Porter als Herausgeber. Die Schachspalte redigierte für zwei Monate William Whiteman Fosdick (* 28 Jan. 1825; † 08. März 1862) vom 6. Sept. bis 8. Nov. 1856. Fosdick war Jurist, Dichter, Schriftsteller und Liedtexter. Danach folgte ebenfalls für nur kurze Zeit Charles Henry Stanley vom 15. Nov. 1856 bis 28. Febr. 1857.

Frederic oder auch Frederick Perrin (1815–1889) amerikanischer Schachmeister
Frederic oder auch Frederick Perrin (1815–1889)

Ab 1869 wurde die Schachspalte von Frederic Perrin (auch: Frederick, * 5. Dez. 1815 in London; † 27. Jan. 1889 in New York) betreut. Er stammte aus einer Schweizer Familie. 1845 kam er in die Vereinigten Staaten. Perrin nahm zweimal an einem US-amerikanischen Schachkongress teil: in New York 1857 verlor er gegen Paul Morphy und in Chicago 1874 gewann er gegen George Henry Mackenzie. Perrin war Professor für Sprachen am Princeton College und in den 1850er Jahren Präsident des New York Chess Club.

Schachspieler James Mason; * 19. Nov. 1849 in Kilkenny; † 15. Jan. 1905 in Rochdale, Essex.
Schachspieler James Mason, 18491905

1873 übernahm James Mason (* 19. Nov. 1849 in Kilkenny; † 15. Jan. 1905 in Rochdale, Essex) die Schachspalte in der Zeitung Spirit of the Times. Er war ein bedeutender irisch-US-amerikanischer Schachspieler. Sein wirklicher Name ist unbekannt. Als Waisenkind wurde er von einer irischen Familie adoptiert und bekam den Namen James Mason. 1861 reiste er mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten ein. Dort lernte er das Schachspielen und hatte einen Gelegenheitsjob bei der Zeitung New York Herald. 1876 gewann er den 4. US-amerikanischen Schachkongress und das New York Clipper Tournament. 1878 siedelte er sich in England an und schrieb eine Reihe bedeutender Schachbücher.

5. Saturday Evening Gazette, Boston, Mass.; vom 1. Mai 1858 bis 15. Sept. 1860 unter der Leitung von W. H. Kent und J. Chapman; am 6. Okt. 1860 von H. N. Stone wieder ins Leben gerufen.

Anm.: Saturday Evening Gazette erschien wöchentlich von 1851 bis 1906 in Boston, Mass. Die Schachspalte wurde vom 1. Mai 1858 bis 15. Sept. 1860 geleitet von W. H. Kent und J. Chapman und ab 6. Okt. 1860 von H. N. Stone (Mitglieder des Boston Chess Club).

6. Daily Evening Bulletin, Philadelphia; gegründet den 30. Okt. 1858 unter der Redaktion von Dr. Samuel Lewis und Francis Wells. Dieselbe Kolumne erscheint auch jede Woche in dem Saturday Bulletin.

Francis Wells (1825–1886) gründete 1860 den Philadelphia Chess Club
Anm.: Francis Wells (1825–1886) gründete 1860 den Philadelphia Chess Club

7. Wilkes' Spirit of the Times, New York City; seit dem 10. Sept. 1859, N. Marache.

Anm.: Wilkes' Spirit of the Times wurde zeitweise parallel zur Spirit of the Times und Porter's Spirit of the Times herausgegeben und nach 1861 wieder umbenannt in Spirit of the Times. Die Schachspalte wurde vom 10. Sept. 1859 bis 21. Dez. 1861 von Napoleon Marache redigiert.

8. New York Illustrated News, New York City; seit dem 19. Nov. 1859, S. Loyd.

9. Brooklyn Standard; seit dem 23. Juni 1860, John Gardner.

John Carey Gardner, 1856 -1920 Brooklyn und Toronto
Anm.: John Carey Gardner (Chief of Circulation and Vice President of Canada), geboren 1856 in Essex in England, starb am 8. April 1920 in Toronto. Quelle: Good Companion Chess Problem Club, Philadelphia.

10. Household Journal, New York City; seit dem 6. Okt. 1860.

11. New Yorker Illustrirte Zeitung und Familienblätter; 1861, S. Loyd.

Anm.: Emil Quellmalz erwähnt bis hier die elf im Jahre 1861 noch existierenden Zeitschriften mit periodisch erscheinender Schachspalte. Er folgt damit der Bemerkung im Schachmagazin The Chess Monthly, dass die nachfolgenden 76 Zeitschriften im Mai 1861 wohl nicht mehr existierten. So genau wusste man es in der New Yorker Redaktion von The Chess Monthly auch nicht, denn die Nachrichten in diesem großen Land verbreiteten sich 1861 wesentlich langsamer als heutzutage. Diese 76 Zeitschriften waren folgende:

12. The Spirit of the Times, New York City; gegründet den 1. März 1845, hörte jedoch am 14. Okt. 1848 wieder auf und bringt erst seit dem 5. Juni 1858, wenn auch unregelmäßig, dann und wann eine Spalte, welche während dieser Zeit größtenteils von Charles H. Stanley redigiert wurde.
 
Anm: Siehe hierzu auch Nr. 4 Porter's Spirit of the Times und Nr. 7 Wilkes' Spirit of the Times.

13. Frank Leslie's New York Journal (Monthly); angefangen im Jan. 1825 und beendet im Juli 1856; die Schachspalte herausgegeben von einigen Schachfreunden.

Frank Leslie Cover mit Schachmotiven
Frank Leslie's Illustrated Newspaper - Cover mit Schachmotiven vom 3. Mai 1879

Anm.: Frank Leslie, mit früherem Namen Henry Carter (* 1821 Ipswich, England; † 1880 New York City), war ein englischer Graveur und Illustrator, der 1848 in die Vereinigten Staaten kam. 1853 zog Leslie nach New York. Am 1. Jan. 1855 brachte er das New York Journal neu heraus unter dem Titel Frank Leslie's New York Journal of Romance, General Literature, Science and Art : New Series. (zur vorherigen Ausgabe bis Dezember 1854 siehe Nr. 29). Das Schachproblem Nr. 1 war von Daniel Harrwitz. Nach Erscheinen der 19. Schachaufgabe am 1. Sept. 1856 stellte Leslie das Journal ein, denn neben dem Journal erschien bereits seit Dez. 1855 seine neu gegründete Zeitung Frank Leslie's Illustrated Newspaper (siehe Abb. oben), in welche die Schachspalte übernommen wurde.

14. Lynn News, Lynn, Mass.; bestand vom 16. Febr. 1858 bis Ende 1859 unter der Leitung von N. J. Holden und Eben Parsons, Jr.

15. Sunday Delta, New Orleans, La.; gegründet den 14. März 1858 und fortgesetzt bis gegen Ende 1860 von Charles A. Maurian.

16. The American Union, Boston; vom 8. Mai 1858 bis 1. Jan. 1859 unter der Redaktion von J. A. Potter; seit dem 19. Febr. 1859 wieder hergestellt.

amerikanischer Schachkomponist Joseph Alonzo Potter, 1837 - 1859
Joseph Alonzo Potter (1837–1859)

Anm.: American Union war eine in Boston herausgegebene Wochenschrift mit einigen Schachartikeln des Schachredakteurs Joseph Alonzo Potter (29. Dez. 1837; † 30.07.1859). Potter war seit früher Jugendzeit körperlich schwerbehindert und begann mit dem Schachspiel 1856. Er komponierte ca. 100 Schachprobleme und betreute sehr erfolgreich vom 8. Mai 1858 bis 1. Jan. 1859 die Schachspalte in der Zeitung American Union, bevor er früh starb.
 
17. Harpers Weekly, New York City; vom 2. Okt. 1858 bis 11. Juni 1859, C. H. Stanley.

18. The Musical World, New York City; vom 26. Febr. 1859 bis 21. Juli 1861, S. Loyd.

19. New Yorker Humorist und Illustrirte Novellenzeitung; 9. Juli 1859, Theodor Lichtenhein.

Anm.: Theodor Lichtenhein (* 1829 in Königsberg; † 19. Mai 1874 in Chicago) war ein amerikanischer Schachmeister und der stärkste Spieler des New York Chess Club. Lichtenhein gewann 1859 in New York zwei Partien gegen Paul Morphy. Von 1861 bis 1865 diente er als Offizier im amerikanischen Bürgerkrieg und arbeitete als Korrespondent für Frank Leslie's Illustrated Newspaper.

20. New York Ledger, New York City; vom 6. Aug. 1859 bis 4. Aug. 1860, Paul Morphy.

Anm:
New York Ledger war eine illustrierte Wochenzeitung. Die Schachspalte wurde vom 6. Aug. 1859 bis 4. Aug. 1860 von Paul Morphy und William James Appleton Fuller redigiert.

21. The Gambit, New York City; vom 22. Okt. bis 19. Nov. 1859, Theodor Lichtenhein.

22. The Philidorian, Charleston, S. C.; Juli und Aug. 1859; W. P. Jacobs und O. A. Moses. Dies ist die kleinste bis jetzt publizierte periodische Zeitschrift über das Schach und die beiden nur erschienenen Nummern enthielten kaum so viel Material, als man auf 5 bis 6 Seiten der gewöhnlichen Schachzeitungen findet.

23. Montreal Courier, Canada; 1848, Joseph Abott, M. A.

24. Chronicle of Western Literature, Louisville, Ky.; angefangen im Dez. 1849 und länger als 10 Monate fortgesetzt von B. J. Raphael.

25. Diario de la Marina, Havana; von 1850 bis 1853.

26. The Family-Journal, New York City; vom 16. Nov. 1850 bis 1. Febr. 1851, W. C. Miller.

27. Prensa de la Habana published Chess Problems; 1854 oder 1855.

28. Revista de la Habana, a Monthly Cuban Magazine; 1854.

29. The Illustrated New York Journal; vom 26. Aug. 1854 bis 1. Dez. 1854, C. H. Stanley.

Anm.: The Illustrated New York Journal wurde von dem Zeitungsverleger P. D. Orvis von Aug. bis Dez. 1854 herausgegeben und hatte vom 26. Aug. bis zum 1. Dez. 1854 eine Schachspalte. Orvis hatte den Schachmeister Charles Henry Stanley gebeten, im Journal einen Kursus für Schachanfänger zu geben. Neben grundsätzlichen Erläuterungen zum Schachspiel wurden auch 8 Schachaufgaben für Anfänger veröffentlicht. Nach Einstellung des Journals im Dez. 1854, wurde ab Jan. 1855 die Tradition des New York Journals von Frank Leslie fortgesetzt. (Siehe Nr. 13)

30. New York Saturday Courier; gegründet am 3. Febr. 1855 und am 13. Sept. 1856 bei Eingang der Zeitung wieder aufgehört, Miron J. Hazeltine.

31. The Literary Journal, New York City; brachte dann und wann etwas über das Schach während des Zeitraumes vom 10. Mai 1856 bis 4. Juli 1857, M. J. Hazeltine.

32. Syracuse Daily Standard; vom 25. Aug. 1857 bis 7. Sept. 1859; nacheinander von George N. Cheney und William O. Fiske redigiert. Diese Schachspalte erschien auch jede Woche in der Onondaga Standard.

33. The Winona Republican, Winona, Min.; vom 17. März 1858 bis 13. Juli 1859, unter der aufeinander folgenden Redaktion von C. C. Moore und D. Sinclair.

Dr. Charles Caldwell Moore * 13. Februar 1830 in Marion,  died 27. Dezember 1899 in New York
Anm.: Dr. Charles Caldwell Moore * 13. Februar 1830 in Marion,
27. Dezember 1899 in New York (Quelle: Intern. Record of Medicine ..., Jan. 6. 1900: "Dr. Charles Caldwell Moore, of New York, in the seventieth year of his age") war ein amerikanischer Erfinder, Schachspieler und Problemkomponist. (Siehe auch Nr. 65)

34. Baltimore Weekly Dispatch; vom 17. Juni 1858 bis Juli 1860, H. Spilmann.

35. Cincinnaty Sunday Dispatch; vom Juni 1858 bis 28. Febr. 1859, von Dr. C. F. Schmidt und nach diesem von Theophilus French redigiert.
 Anm.: Dr. C. F. Schmidt war ein deutschsprachiger Mitinhaber einer Druckerei und eines Verlages in Cincinati, Ohio. Auch sein Nachfolger ist schachlich gesehen ohne Bedeutung.

36. Sunday Mercury, Philadelphia; vom 10. Okt. 1858 bis gegen Ende 1859, redigiert von T. H. Shoemaker und nachmals von N. C. Reid.

37. Daily Missouri Democrat, St. Louis, Mo.; vom 16. Okt. 1858 bis 25. Juni 1859, Th. M. Brown. Der Schachabschnitt erschien auch in der halbwöchentlichen, drittelwöchentlichen und California-Ausgabe des Democrat.

38. Weekly Missouri Statesman, Columbia Mo.; vom 29. Okt. 1858 bis kurze Zeit darauf; William F. Switzler

39. The New York Saturday Press, New York City; vom 30. Okt. 1858 bis 15. Dez. 1860, redigiert zu verschiedenen Zeiträumen von D. W. Fiske, W. R. Henry und anderen.

40. Fitzgerald's City Stem, Philadelphia; besteht seit dem 13. Nov. 1858, unter der Redaktion von John D. Stockdon, ist aber jetzt auf unbestimmte Zeit wieder ausgelassen worden.

41. Cincinnati Daily Commercial; vom 16. Nov. 1858 bis Juli 1859, gegründet von M. D. Conway, fortgesetzt von J. Miller.

42. Sunday Enquirer, Cincinnati, Ohio; vom 21. Nov. 1858 bis 13. Febr. 1859, M. P. Mc. Quillen.

43. California Spirit of the Times, San Francisco; 1859.

44. The Boys’ and Girls' Own Magazine, New York City; Monthly, Jan. 1859, A. Flemming.

45. Liceo de la Habana, Cuba; Jan. 1859, Pedro N. Palmer.

46. Houston Daily Telegraph, Texas; 2. Jan. 1859, E. H. Cushing.

47. New York Freemans’ Journal and Catholic Register, New York City; vom 2. Jan. 1859 bis Jan. 1860, J. Munroe.

48. Sunday Leader, Chicago, Ill.; 2. Jan. 1859, Louis Paulsen.

49. The Democratic Press, Fond du Lac, Wisc.; vom 12. Jan. bis 12. März 1859; gegründet von J. Smith Brown und fortgesetzt von E. J. Gillot.

50. The Daily Gazette, Davenport, Iowa; den 13. Jan. 1859, Add. H. Sanders.

51. The Mining Record and Pottsville Emporium, Pottsville, Penns.; 5. Febr. 1859, H. R. Edmonds.

52. Rockford Register, Rockford, Illin.; 9. Febr. 1859, Melanchton Smith.

53. The Charleston Daily Courier, Charleston, S. C.; vom 14. Febr. 1859 bis 25. Jan. 1860, P. A. Aveilhé, Jr.

54. Die Schule des Volks, New York City; den 15. Febr. 1859.

55. The Golden Era, San Francisco, Cal.; den 20. Febr. 1859.

56. Young’s Spirit of the South, Nashville, Tenn.; 1859.

57. Weekly Whig and Republican, Quincy, Illin.; den 1. März 1859, John Tillson.

58. The Providence Evening Press, Providence, R. J.; den 19. März 1859, Frank H. Thurber.

Frank H. Thurber, * 18. Dez. 1839; † 13. Mai 1890 in Providence, Rhode Island, USA
Anm.: Frank H. Thurber, * 18. Dez. 1839; 13. Mai 1890 in Providence, Rhode Island, USA

59. The Family Journal, Baltimore, Md.; den 9. April 1859, S. N. Carvalho, fortgesetzt von N. R. Waters.

60. Family Journal, Louisville, Ky.; den 9. April 1859, John W. Clark.

61. Young's Sunday Dispatch, Cincinnati, Ohio; vom 10. April 1859 bis Ende Juni 1859, T. French.

62. The Times, Philadelphia; den 13. April 1859.

63. Detroit Free Press, Detroit, Mich.; den 27. April 1859.

64. Mississippi Blätter, St. Louis, Mo.; den 8. Mai 1859, T. A. Meysenburg.

Anm.: d. i. Theodore August Meysenburg (* 23. Juli 1840 in Flamersheim, Kreis Euskirchen; † 29. März 1901 in St. Louis City, Missouri).

65. Kentucky Turf Register, and Chronicle of the Times, Louisville, Kentucky; den 14. Mai 1859, C. C. Moore.

66. Schenectady Daily News, Schenectady, N. Y.; 1859, C. E. Judson.

67. The Arcadia Prospect, Arcadia, Mo.; den 23. Aug. 1859, W. L. Faber.

68. The Chronicle, Philadelphia; Sept. 1859.

69. Cincinnati Daily Gazette, Cincinnati, Ohio; den 10. Sept. 1859.

70. New York Bee, New York City; den 1. Okt. 1859, John Mc. Lean.

71. The Analyst, Cleveland, Ohio; den 5. Nov. 1859, M. H. Allardt.

72. Camden Journal, Camden, S. C.; Dez. 1859.

73. Der Protestant, St. Louis, Mo.; 1859, T. A. Meysenberg [sic!] (Anm.: die richtige Schreibweise s. Nr. 64)

74. Weekly Citizen, Vicksburg, Miss.; Dez. 1859.

75. Weekly Mirror, New Orleans, La.; 1859.

76. Southern Field and Fireside, Augusta, Geo.; 1859.

77. The Democratic Standard, Pottsville, Penns.; 1860.

78. Cincinnati Independent, Cincinnati, Ohio; den 29. Jan. 1860, T. French.

79. Evening Journal, Philadelphia, Penns.; vom 17. März bis 13. Okt. 1860, W. Lehwan Walker und andere.

80. The Charleston Evening News; 31. März 1860, P. A. Aveilhé, Jr.

81. American Sportsman, Philadelphia, Penns.; den 14. April 1860.

82. Kalamazoo Gazette, Mich.

83. Seneca Falls Reveille, Seneca Falls, N. Y.; den 28. Juli 1860, W. H. Mundy.

84. New Yorker Museum, New York City; 1860.

85. Saturday Evening Express, Boston; 1860, H. N. Stone.

86. The Field, New York City; den 20. April 1861.

87. Eine Zeitung (Titel unbekannt); veröffentlicht zu Norwalk oder Norwich, Conn., 1859 oder 1860.

Leipzig, im Juli 1861. - E. Quellmalz.
 

 

Zusammengestellt und mit Fotos und Anmerkungen versehen von Elke Rehder © Juli 2018

 

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